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Treffpunkt Wormer

Zufall oder Führung?
von Werner Schultz

Ja, was ist das eigentlich, Zufall? Ist es etwas, was uns zufällt? Das wäre wohl eine zu einfache Definition. Gibt es überhaupt einen Zufall oder ist das, was wir gewöhnlich als Zufall bezeichnen, nicht doch eher ein, von wem auch immer, gezielt und ganz bewusst hervorgerufenes Ereignis? "Nichts unter der Sonne ist Zufall", so lässt Lessing in seinem Schauspiel "Emilia Galotti" die Gräfin Orsina sagen, und so ist die Geschichte, die ich Ihnen nachfolgend erzählen möchte, vermutlich auch eines dieser wunderbaren Geheimnisse, für die wir keine rechte Erklärung haben.

Bevor ich mich auf die weite Reise nach Wormer in Nord-Holland begab, waren schon viele Briefe gewechselt worden. Meinem niederländischen Freund, Dolf Eijgenstein, war es zu Beginn sehr schwer gefallen, mit einem Deutschen in Briefkontakt zu treten. Wer seine und die Geschichte seiner Familie mit der deutschen Staatsführung in den dreißiger und vierziger Jahren kennt, wird diese Zurückhaltung sehr gut verstehen können. Trotzdem entwickelte sich schon nach den ersten Briefen, in denen es naturgemäß fast ausschließlich um den Austausch von Technik und Erlebnisse mit der ITK ging, ungewöhnlich rasch eine Vertraulichkeit, die darin gipfelte, dass wir uns relativ schnell gegenseitig das Du anboten. Uns verband von Anfang an eine große Sympathie. Ich beneidete diesen Freund um seine wunderbare Fähigkeit, mit der geistigen Welt auf eine Weise zu kommunizieren, wie ich es bisher noch bei niemandem erlebt hatte. Dolf bereitete es überhaupt keine Schwierigkeit, mir z.B. den Namen meines bis dahin unbekannten leiblichen Vaters zu benennen. Er brauchte dazu nur seinen Geistführer, GABRIEL, zu fragen, und so erhielt ich wenige Tage später von ihm eine MiniDisk mit seiner Frage und der deutlichen Antwort von GABRIEL. Das gleiche galt auch für den Namen meines Geistführers, den ich immer so gerne wissen wollte, und über den ich in meinen eigenen Einspielungen immer nur erfahren konnte dass es eine FRAU sei. Der Name wurde mir aber seltsamerweise niemals genannt. Für Dolf war auch dies kein Problem, denn GABRIEL weiß offensichtlich alles. Und so, wie er mit seinen geistigen Helfern spricht, so korrespondiert er aber auch mit seinem bereits lange Zeit verstorbenen Vater, und zwar wie am Telefon. Ich habe diese Korrespondenz von ihm auf einer MiniDisk erhalten und staunend zugehört. Das hat mich begeistert! Diesen Mann, von dem ich schon sehr viel wusste und gelesen hatte, wollte ich unbedingt endlich persönlich kennen lernen. Und so sind meine Lebensgefährtin und ich in der Zeit vom 5. bis 11. Juni 2005 in Wormer/NL gewesen, um meinem nun inzwischen langjährigen Brief- und Stimmenfreund zu besuchen.



Dolf Eijgenstein und Werner Schultz
 

Dolf und seine liebenswerte Gattin, Hanny, empfingen uns nach 6-stündiger Autofahrt im Wohnzimmer ihres hübschen Reihenhauses in Wormer mit Kaffe und Gebäck Natürlich hätte ich am liebsten sofort mit einer Einspielung begonnen, aber Dolf winkte ab, meinte, wir müssten doch von der langen Fahrt müde sein. Er schlug vor, dies am Nachmittag des nächsten Tages tun zu wollen. Stattdessen ließ er sich von mir zeigen, was man alles mit dem Computer, mit Cool Edit und dem EVPmaker machen kann. Ich führte einige Stimmen vor, die ich mit dem EVPmaker empfangen hatte, aber sie waren ihm zu synthetisch, zu verfremdet. Mit anderen Worten, meine Begeisterung für die Arbeit mit dem Computer fand bei ihm keine richtige Gegenliebe. Er fürchtet sich ein wenig vor dieser Technik, liebt vielmehr die Einspielung mit dem Psychofon und den Empfang von klaren, warmen, mehr menschlichen Stimmen. Und dann zeigte er uns, was er, der langjährige Schulmeister für Französisch und Englisch, gemacht hat, bevor er durch Branton de Geus auf das Stimmenphänomen aufmerksam wurde. Dolf Eijgenstein war viele Jahre ein sehr erfolgreicher Rückführungstherapeut und ein Schreibmedium. In seinem Arbeitszimmer stehen und hängen Diplome, Bilder und Dankschreiben begeisterter Klienten, denen er mit seiner ihm von Gott verliehenen Gabe so wunderbar geholfen hat. Hierüber und über seine Arbeit mit seinen Geistführern und geistigen Helfern hat er ein Buch geschrieben. Es heißt "Een blik op de andere wereld", ist aber leider nur in seiner Muttersprache verfasst und somit für uns etwas schwierig zu lesen. Möglicherweise findet sich im VTF jemand, der es übersetzen kann.

Ja, und dann sah ich die vielen eng beschriebenen Seiten seiner medialen Durchgaben.



Mediale Durchgabe
 

Alle in einem unterschiedlichen Schriftbild, völlig abweichend von seiner eigenen Handschrift, je nachdem, welcher Geist sich gerade durch ihn zu Wort meldete. Einfach wunderbar! Dolf berichtete mir, dass ihm, seitdem er sich mit den Stimmen befasse, diese Gabe des Hellhörens und des medialen Schreibens weitgehend verloren gegangen sei. Aber seine Tochter, Marcelle, sie habe diese Gabe ererbt und sei weitaus besser, als er jemals gewesen sei. Und am nächsten Tag kam dann Marcelle. Eine junge, fröhliche Frau, Lehrerin in einer Wormer Grundschule, die gerade in eine neue Wohnung umgezogen war, in der noch die Umzugskartons unausgepackt herumstanden. Aber man merkte ihr den Stress in keiner Sekunde an. Die Schule war gerade zu Ende und sie stellte ihr Fahrrad im Garten ab, um mit uns ein wenig zu plaudern. Dann fragte Dolf sie, ob sie sich wohl in der Lage sähe, für uns etwas zu schreiben. Sie war sofort bereit, setzte sich an den großen Esstisch, nahm Kugelschreiber und Papier und ließ sich unsere Fragen nennen.



Marcelle
 

Dolf hatte, wie er mir sagte, schon lange das Gefühl, dass er und ich ein gemeinsames Vorleben gehabt haben könnten. Und so stellte er dann auch diese Frage: "In welchem Land haben Werner und Dolf zusammen gelebt?" Nach etwa 10 Sekunden begann Marcelle zu schreiben. Ihr Geistführer WODIN antwortete: "Es war in Deutschland im 1. Weltkrieg. Sie waren sehr gute Freunde als Soldaten." Dann die Nachfrage von Dolf: "Waren wir beide deutsche Soldaten?" Und die Antwort: "Werner war ein Soldat Sergeant. Dolf war ein gewöhnlicher deutscher Soldat."

Wir waren, ehrlich gesagt, sehr angerührt von dieser Aussage und fielen uns in die Arme. Als wir am nächsten Tag erneut zusammenkamen, hatte Dolf aus seiner Bibliothek das Buch "Ring van Licht" (Reincarnatie) von Hans te Dam herausgesucht. Der Autor beschreibt hierin auf Seite 276, dass Menschen, die zusammen gelebt und zusammen gearbeitet haben, ein starkes Band schmieden würden, um in einem folgenden Leben erneut zusammenzukommen. Und so saßen der Unteroffizier und der Gefreite aus dem 1. Weltkrieg noch lange beieinander, um über das Wunder des Lebens zu sprechen. Zufall oder Führung? Keine Frage, wir sind dem Geheimnis schon sehr nahe. Marcelle hat es in einem kleinen Gedicht sehr schön beschrieben:

Meten en Wegen

Zonder meten en wegen vorder je geen stap.
Althans zo zegt de wetenschap
Toch zijn er dingen, die we weten
Zonder te wegen en te meten

Messen und Wiegen

Ohne Messen und Wiegen keinen Schritt
So sagt es die Wissenschaft
Doch gibt es Dinge, die wir wissen
Ohne zu Wiegen und zu Messen


(Erschienen in der VTF-Post P 119, Ausgabe 2/2005)